Didacta 2019: Forscher zeigen wie digitales Lernen gelingt

Digitale Bildung ist in aller Munde. Aber wie sehen sinnvolle digitale Lernangebote überhaupt konkret aus? Was können Lehrerinnen und Lehrer guten Gewissens im Unterricht einsetzen? Wovon profitieren diejenigen, die lernen, wirklich?

Professor Julia Knopf von der Universität des Saarlandes zeigt auf der Bildungsmesse Didacta, wie sinnvolle digitale Lernangebote aussehen. (Bild: Tania Kraft)

Die Didaktikerin und Expertin für digitale Bildungsangebote Professor Julia Knopf von der Universität des Saarlandes zeigt auf der Bildungsmesse Didacta vom 19. bis 23. Februar in Köln 18 Lern-Prototypen: Die rund 100.000 erwarteten Messebesucher sind eingeladen, die Lehr- und Lernangebote für Kindergarten, Grundschule, weiterführende Schulen, Aus- und Weiterbildung selbst auszuprobieren und zu testen.

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Um die Grabkammer der ägyptischen Königin Nefertari zu erkunden, braucht es heute kein fliegendes Klassenzimmer. Schülerinnen und Schüler können mithilfe virtueller Realität ins alte Ägypten reisen und Geschichte mit eigenen Sinnen neu erleben. Von diesem Beispiel, wie digitale Medien den Unterricht sinnvoll bereichern, können sich die Messebesucher der diesjährigen Didacta selbst ein Bild machen. Die Exkursion in die königliche Ruhestätte ist einer von insgesamt 18 verschiedenen Lern-Prototypen, die Professor Julia Knopf und ihre Arbeitsgruppe auf einem 250 Quadratmeter großen Messestand vorstellen.

„Die virtuelle Welt eröffnet völlig neue Möglichkeiten für das Lernen. Wir können die reale Lernumgebung erweitern, Lernprozesse etwa durch Simulationen unterstützen“, sagt Julia Knopf. Die Grundschul-Didaktikerin und Spezialistin für digitale Lehr- und Lernangebote leitet an der Universität des Saarlandes mit dem Informatik-Professor Antonio Krüger das Forschungsinstitut Bildung Digital (FoBiD) und erforscht und entwickelt neue Methoden, um Wissen geschickt zu vermitteln. Mit dem Professor für Wirtschaftsinformatik Oliver Thomas von der Universität Osnabrück hat sie das Unternehmen Didactic Innovations in Saarbrücken gegründet. Dort entwickelt ein interdisziplinäres Team aus Didaktikern und Informatikern neuartige Aus- und Weiterbildungsszenarien für Unternehmen, indem sie Didaktik und Technologie zu neuen Lehr- und Lernformaten verbinden.

Informatik-Professor Antonio Krüger leitet das Forschungsinstitut Bildung Digital (FoBiD) und erforscht und entwickelt neue Methoden, um Wissen geschickt zu vermitteln. (Bild: Tania Kraft)

Die Lernangebote, die Julia Knopf mit ihren Forschungspartnern auf der Didacta präsentiert, sind speziell für ein Lernthema und bestimmte Altersstufen entwickelt. „Es gibt nicht die eine digitale Patentlösung für alle Fälle. So funktioniert digitale Bildung nicht. Vielmehr ist es wichtig, die Angebote mit didaktischem Konzept für das jeweilige Fach und jedes Lernalter individuell zuzuschneiden“, erklärt Julia Knopf. „Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit von Didaktikern und Informatikern wichtig. Solche Beispiele aus allen Phasen der lebenslangen Bildungskette vom Kindergarten bis zur Weiterbildung zeigen wir auf der Messe. Wir decken die frühkindliche Bildung, alle Stufen der Schule, Hochschule, berufliche Aus- und Weiterbildung sowie Qualifizierungen ab“, sagt sie.

Unter dem Motto Weltall stehen digitale Angebote für Kindergartenkinder: Die Besucher können an einer interaktiven Kletterwand fremde Welten erkunden und dabei motorische Fähigkeiten erproben. Oder sie reisen in einer begehbaren Rakete durch den digital animierten Weltraum und gestalten Planeten. Mathematische Fähigkeiten trainieren sie, indem sie Weltraum-Monster nach Vorgaben zusammenbauen: Zählen sie richtig, bewegt sich das Monster zur Belohnung.

Professor für Wirtschaftsinformatik Oliver Thomas von der Universität Osnabrück hat mit Julia Knopf das Unternehmen Didactic Innovations in Saarbrücken gegründet. (Bild: Tania Kraft)

Ein Märchenwald ist Schauplatz der Lernangebote für Grundschulkinder. Für das Fach Deutsch scannen die Besucher mit dem Tablet Bilder auf einer Fototapete und lösen anschließend verschiedene Aufgaben: etwa indem sie Märchenfiguren Charaktereigenschaften zuordnen oder einem Märchenschüler helfen, typische Sätze aus Märchen zu erkennen. Im Fach Mathematik lernen die Besucher mithilfe von Augmented Reality (computergestützte erweiterte Realität) spielerisch geometrische Formen und Figuren kennen. Ältere Schüler der Sekundarstufe können sich sportlich und interaktiv im Dschungel aufwärmen und im Fach Geschichte auf virtuelle Exkursion gehen – in die Grabkammer der ägyptischen Königin. Oder sie begeben sich zum Sprachenlernen auf Reisen, besuchen Sehenswürdigkeiten und absolvieren verschiedene interaktive Übungen.

Auch zur beruflichen Aus- und Weiterbildung können die Besucher verschiedene Lernformate ausprobieren. Prototypen zeigen etwa, wie der technische Kundendienst durch eingeblendete 3D-Objekte und Informationen bei der Arbeit unterstützt werden kann oder wie in der Logistik Mitarbeiter mit der Datenbrille geschult, Fehlerquoten reduziert und Prozesse verbessert werden können. Virtual Reality- und Augmented Reality-Anwendungen ermöglichen Lernszenarien, die in der Realität unmöglich wären: So können die Besucher selbst den Tank einer komplexen Landmaschine reparieren oder auf einer virtuellen „Slackline“ das reale Balancieren üben: Ein interaktives Assistenzsystem simuliert den Seiltanz über den flachen Nylongurt.
Schließlich wird eine weitere Neuheit vorgestellt: PiAd – eine innovative Plattform, die individualisierte Lernangebote für die berufliche Aus- und Weiterbildung zur Verfügung stellt. Die Angebote verbinden innovative Lernformate mit fachspezifischen Inhalten und motivieren die Nutzer zum selbstbestimmten Lernen.

Weitere Infos unter:
www.deutschdidaktik.uni-saarland.de/
fobid.org/
didactic-innovations.de

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