(Bild: Til Schwartz )
Das Kultur- und Festspielhaus Wittenberge ist ein Festspielhaus wie aus dem Bilderbuch. Der neoklassizistische weiße Bau überstrahlt den platanenüberdachten Paul-Linke-Platz und ist architektonisches Zentrum der Stadt und kulturelles Zentrum für die ganze Region. Großer Saal, Kleiner Saal, Jazzkeller mit Gastronomie und Sommerbiergarten sowie ein Foyer mit wechselnden Ausstellungen: Das Programm ist vielfältig und ambitioniert.
Im Großen Saal hat IT Audio jetzt ein Beschallungssystem von Meyer Sound installiert, das dem breit gefächerten Veranstaltungsangebot, den Anforderungen der gastierenden Tourproduktionen und dem akustisch schwierigen Raum gerecht wird.
Bereits im Jahr 2017 hatten Ivo König und Til Schwartz mit ihrer Berliner Firma IT Audio zusammen mit einem Akustiker ein Gutachten für den Großen Saal erstellt. Der Große Saal war 1950 als klassischer Konzertsaal geplant worden. Entsprechend lang sind die Nachhallzeiten: 2,2 Sekunden im Mittel beim leeren Saal und berechnete 1,4 Sekunden bei 80-prozentiger Auslastung.
„Für Rock, Pop, Musical oder Sprachveranstaltungen ist der Saal sehr hart, wenn man da zu viel Energie reinpumpt, kommt es eisenhart wieder zurück”, so Ivo König.
Um den denkmalgeschützten Saal mit bauakustischen Maßnahmen an die veränderten Anforderungen anzupassen, wären massive, kostspielige Eingriffe nötig gewesen. Und das alte Beschallungssystem verstärkte die akustischen Probleme zusätzlich.
Die Frage lautete also: Wie weit kommt man mit einer neuen Beschallungsanlage? Die Antwort lautet: Sehr weit.
IT Audio spezifizierte ein Meyer Sound Lina Line-Array System mit zwei Arrays aus je sieben Modulen, die an neu konstruierten Hängepunkten an den Seitenwänden des Saals geflogen werden. „Dadurch konnten wir die Schallpegel deutlich dezidierter im Saal verteilen und dafür sorgen, dass sämtliche Saalwände und die Decke so wenig wie möglich angeregt werden”, erklärt Til Schwartz.
Aus diesem Grund ist auch die Delayline im 28 Meter langen Großen Saal von essentieller Bedeutung: an beiden Seitenwänden hat IT Audio auf knapp mittiger Länge eine Ultra-X40 an den vorhandenen Traversen installiert. „Gerade bei einem solchen Saal ist man gut beraten, ihn nicht ganz so mit Energie anzuregen. Wir wollten aber auch in der letzten Reihe noch auf den gleichen Pegel wie im mittleren Bereich kommen. Wobei ich bei einer solchen Raumgröße selbst bei besserer Akustik immer über eine Delayline nachdenken würde”, erklärt Til Schwartz.
Eine einzelne Ultra-X40 dient mittig über dem Portal als Center Lautsprecher. Als einziger Lautsprecher des Systems ist sie weiß lackiert und verschwindet optisch beinahe.
Auch als Infill sind zwei Ultra-X40 im Einsatz. „Die neue X40 begeistert uns in jeder Hinsicht. Sie ist als Delay genauso fabelhaft wie als Center und Infill. Und sie ist nicht nur flexibel, sie ist kompakt und wiegt nur knapp 24 Kilogramm. Es hat uns richtig Spaß gemacht, gleich fünf Stück der brandneuen Ultra-X40 als eine der ersten Firmen in Deutschland zu installieren, so Ivo König.
Als Subwoofer hat IT Audio zwei 900-LFC eingesetzt. Dass zwei Subwoofer im Verhältnis zu 14 Lina für den Saal ausreichen, hat laut Ivo König einen einfachen Grund: „Ich sag immer, in den 900ern steckt enorme Technik drin.”
Zuständig für den Umgang mit der Audiotechnik ist der Bühnenmeister des Kultur- und Festspielhauses, Christian Boethke. Und Christian Boethke hat es mit einem sehr wandelbaren Veranstaltungsort zu tun.
Der Große Saal verfügt über eine elektrisch verfahrbare Spindelunterkonstruktion. Im ebenen Zustand sind 800 Stehplätze vorhanden, bei gleichmäßiger Stufung mit Reihenbestuhlung 645 Sitzplätze; hinzu kommen Zwischenvarianten sowie der verfahrbare Orchestergraben, der auch zusätzliche Saalfläche liefern oder als Vorbühne dienen kann.
Christian Boethke, der schon lange mit einem Galileo 616 aus dem Bestand des Festspielhauses arbeitet, hat für die verschiedenen Saalkonstellationen drei Presets zur Verfügung. Zudem hat er die Option, die seitlich neben dem Portal gestackten Subwoofer und Infills an der Bühnenkante zu installieren. Die entsprechenden Versätze wurden installiert. Außerdem stehen ihm aus dem Bestand des Festspielhauses vier MM-4 sowie zwei UPM zur Verfügung.
Christian Boethke war es auch, der IT Audio zum Akustik-Gutachten ins Haus geholt hatte: „Mir war es wichtig, mit einem Planungsbüro zu arbeiten, das sich in die Lage eines Toningenieurs versetzen kann. Sie wussten, was ich will und welche Auswirkung ihre Planung auf meine Arbeit vor Ort hat. Die Zusammenarbeit mit IT Audio war damals wie jetzt hervorragend.”
Inzwischen läuft in Wittenberge der Probenbetrieb, bevor am 21. September die neue Spielzeit beginnt. Alle Saalkonstellationen sind durchgespielt, und der neue Sound im Großen Saal begeistert alle. „Ich bin mit der Umsetzung und dem Ergebnis rundum glücklich. Und dass zur Demo auch der Support von Meyer Sound ins Haus kam, das fand ich richtig gut”, so Christian Boethke.