Der Ü-Wagen von Content-Produzent Michael Praetorius aus München basiert auf Technik von Blackmagic Design. Damit will er seine Kunden bei der Produktion von Hybrid-Events unterstützen.
(Bild: Blackmagic Design)
Nach Ausbruch der Corona-Pandemie seien viele Medienschaffende gezwungen gewesen, sich in ihrer täglichen Arbeit mit der neuen Realität auseinanderzusetzen. So auch Michael Praetorius aus München: Als Content-Produzent und Medienberater betreut und entwickelt er Inhalte und Konzepte für Formate auf Social-Media-Plattformen.
Während des Lockdowns hätten seine Kunden nach neuen Wegen gesucht, um ihre Zielgruppen zu erreichen und ihnen dabei gleichzeitig das Gefühl eines Live-Events zu vermitteln. „Zu dieser Zeit erhielten wir immer mehr Anfragen für hybride Events“, erinnert sich Praetorius.
Um auf Kundenwünsche reagieren zu können und für Produktionen vor Ort besser gerüstet zu sein, habe sich Michael für die Entwicklung des Prototyps eines eigenen kleinen Ü-Wagens entschieden.
„Bei vielen Locations soll so wenig Technik wie möglich sichtbar sein, etwa in Theatern oder Gotteshäusern. Mit meinem eigenen Ü-Wagen kann ich jetzt den Großteil der Technik einfach nach draußen verlagern und per Kabel anschließen. Auf diese Weise können wir die Technik im Raum selbst auf ein Minimum beschränken, ohne die Qualität der Übertragung zu beeinträchtigen“, so Praetorius.
Eine Hardware-Basis für die Produktion
Der Ü-Wagen sei so konzipiert, dass alle Ein- und Ausgänge über Patchfelder und eine Kreuzschiene laufen. Außerdem sei es möglich, Leitungen von außerhalb des Sets oder vom Wagen zu Videowänden oder anderen Ü-Wagen zu verteilen. Der Wagen soll einen Arbeitsplatz für einen Bildmischer bieten, der Zugang zu 17 Bildschirmen und Monitoren hat, um Kameras, Clips, Streams sowie Grafiken zu überwachen.
(Bild: Blackmagic Design)
Alle Signale könnten auf zusätzliche Monitore durchgeschleift werden, um den Arbeitsbereich zu verdoppeln oder nach draußen zu verlagern, so dass der Transporter nur als vorkonfigurierte Technikzentrale genutzt wird. Es sollen bis zu acht Kameras über SMPTE-Glasfaser mit Talkback und Tally betrieben werden können. Der Beifahrersitz könne als Kontrollraum oder Kommentatorenkabine genutzt werden, um das Livesignal mitzuverfolgen.
Das Setup umfasse einen Smart Videohub 12G 40×40 mit Videohub Smart Control Pro für alle Videoein- und -ausgänge sowie Breakout-Optionen. Damit sei es möglich, einzelne Aufnahmen von anderen Bühnen gleichzeitig zu bearbeiten oder einzelne Kameraaufnahmen. Programmvideo, Bühnenmonitore und Audience Aux werden auf einen Atem 4 M/E Broadcast Studio 4K Produktionsmischer geschaltet.
Ein Atem Talkback Converter 4K mit 12G SFP Optical Modul versorge bis zu acht Kameras mit Talkback. Michael Praetorius nutze darüber hinaus den Atem Camera Converter mit 12G SFP Optical Modul für Talkback zu Kameraleuten oder anderen Editoren. Und ein AV-Konverter von Teranex soll die Konvertierung alter Videos oder falscher PC-Signale sowie die Lippensynchronisation des Videosignals ermöglichen, bevor es zurück auf die Bühne gesendet wird.
Bezüglich Monitoring erfolgt das Audio-Monitoring über einen Blackmagic Audio Monitor 12 G, der an die Videokreuzschiene angeschlossen ist und jede Quelle überwachen könne. Der Ü-Wagen verwendet mehrere SmartView 4K und Scope DUO für das gesamte Vorschau-Monitoring.
(Bild: Blackmagic Design)
HyperDeck Studio 4K Pro ermögliche die Aufnahme in 4K und das Playout von voraufgezeichnetem Material, einschließlich Bauchbinden. Das Streaming zu Plattformen oder zu einer Streaming Bridge erfolgt über Web Presenter 4K. Die Streaming Bridge ermögliche auch das Mischen des Ü-Wagen-Videos mit Inhalten von anderen Bühnen oder mit weiterem Material.
„Im Wesentlichen hat unser Setup viele Ähnlichkeiten mit einem klassischen Ü-Wagen und ist die Hardware-Basis für unsere gesamte Produktion“, bestätigt Praetorius. „Der Unterschied besteht darin, dass wir nur einen Arbeitsbereich für zwei Mitarbeiter haben – alles andere läuft remote.“
„Mit der Technik von Blackmagic Design hat man bereits ein hervorragendes Ökosystem, das perfekt zusammenarbeitet, aber wir sind nicht auf das System festgelegt. Mit unserem Setup haben wir die Flexibilität zu entscheiden, ob wir beispielsweise HDMI oder SDI verwenden, welche Objektive wir benötigen usw.“, erklärt er.
(Bild: Blackmagic Design)
Unterstützung von Event-Produktion
„Veranstaltungen müssen für drei verschiedene Zielgruppen produziert werden: Das Live-Publikum, das sich den Stream anschaut, das Publikum, das sich die Aufzeichnung anschaut, weil es den Live-Stream nicht sehen konnte, und die Tausenden von potenziellen Zuschauern, die vielleicht zufällig über die Inhalte auf sozialen Plattformen stolpern“, erklärt Praetorius.
Obwohl HD oft für den Live-Stream ausreiche, plädiere Michael Praetorius dafür, dass 4K die Mindestauflösung für das Recording sein sollte, wenn Inhalte möglichst nachhaltig produziert werden sollen.
„Es gibt eine enorme Nachfrage nach Video-Content – sei es von Zuschauern, die nach neuen und unterhaltsamen Formaten suchen, oder von Unternehmen und Marken, die neue und bestehende Zielgruppen erreichen wollen. Allerdings muss man jedes Video für die jeweilige Plattform optimieren. Jede bringt ihre eigenen Voraussetzungen mit sich. Je besser also die Qualität der Originalaufnahme ist, desto einfacher ist es, die Inhalte in verschiedene Formate zu verpacken.“
Laut Michael Praetorius gebe es einen enormen Wettbewerb um die Gunst der Zuschauer, so dass der Wert der Produktion entscheidend sei, wenn man seinen Anteil haben wolle. „Heutzutage kann jeder Videoinhalte produzieren und verbreiten. Viele tun dies mit Consumer-Geräten. Als Marke oder Veranstalter muss man daher größer und umfassender denken.“