16 Steps Initiative stellt achten Schritt vor: Kreislaufwirtschaft

Die Initiative „16 Steps bis 2025  – Für eine klimaneutrale Veranstaltungswirtschaft” stellt  ihren achten Schritt vor: „Kreislaufwirtschaft“. Die Initiative informiert darüber, warum die Kreislaufwirtschaft für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft so wichtig sei und welche Lösungen die Veranstaltungswirtschaft – als sechstgrößter Wirtschaftszweig – dazu beitragen könne.

16-Steps-Initiative, Kreislaufwirtschaft(Bild: 16 Steps Initiative)

Für die Event-Industrie sei Nachhaltigkeit keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Die Implementierung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien sei dabei ein entscheidender Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Zukunft. Der Schlüssel liege im Einsatz wiederverwendbarer oder recycelbarer Materialien für Bühnenaufbauten, Dekorationen und Stände. Die Abkehr von Einwegmaterialien durch Mehrwegsysteme für Geschirr und Besteck könne den Abfall laut 16 Steps erheblich reduzieren.

Anzeige

Kreislaufwirtschaft in der Eventbranche

Die Notwendigkeit eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems

Für die erfolgreiche Einführung der Kreislaufwirtschaft in der Eventbranche sei ein effektives Nachhaltigkeitsmanagementsystem unerlässlich. Dieses System ermögliche es Veranstalter:innen, nachhaltige Praktiken systematisch zu implementieren, zu überwachen und zu verbessern. Es umfasse die Identifizierung und Minimierung ökologischer Fußabdrücke durch Abfallreduzierung, Ressourcenwiederverwendung und Recycling. Zudem unterstütze es die Einhaltung von Umweltvorschriften und fördere die Transparenz gegenüber Stakeholdern.

Ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem helfe, verantwortungsvolle Beschaffung zu gewährleisten, indem es nachhaltige Materialien und Lieferanten priorisiert. Es ermögliche auch die Quantifizierung und Kommunikation von Nachhaltigkeitsleistungen, was für das Marketing und die Reputation entscheidend sein könne. Darüber hinaus fördere es das Bewusstsein und Engagement der Beteiligten, von Lieferant:innen bis hin zu Teilnehmer:innen, und unterstütze so die Schaffung einer ganzheitlich nachhaltigen Eventkultur. Insgesamt sei es ein entscheidendes Werkzeug, um die Eventbranche in Richtung einer nachhaltigeren und zirkulären Zukunft zu lenken.

Beispiel

Das d&b CPO-Remanufacturing-Programm nennt die Initiative als ein Beispiel für die erfolgreiche Einführung der Kreislaufwirtschaft in der Audiotechnik-Industrie. Mit einer Einsparung von 80 % an CO2-Emissionen setze das Programm neue Standards in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. U.a. die Band Coldplay sei mit diesem Soundsystem auf Welttournee.

Kreislaufwirtschaft: Der Weg zu einem nachhaltigen Closed-Loop

Die Kreislaufwirtschaft ziele darauf ab, einen sogenannten geschlossenen Kreislauf („Closed-Loop“) für Stoffströme zu schaffen. Dies bedeutet, dass Materialien und Produkte so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf gehalten und nach Ende ihrer Lebensdauer wieder in den Produktionszyklus zurückgeführt werden.

Ein Closed-Loop für Stoffströme in der Kreislaufwirtschaft könne durch folgende Maßnahmen ermöglicht werden:

Design für Wiederverwendung und Recycling: Produkte werden von vornherein so gestaltet, dass sie leicht repariert, demontiert, aufgearbeitet und recycelt werden können. Dies beinhalte dann die Verwendung von standardisierten, nicht-toxischen und leicht recycelbaren Materialien.

Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit: Durch die Herstellung langlebiger Produkte und die Gewährleistung ihrer leichten Reparierbarkeit werde die Lebensdauer verlängert, wodurch die Notwendigkeit der Neuproduktion und der Ressourcenverbrauch reduziert werden.

Ressourceneffiziente Herstellung: Reduzierung des Materialverbrauchs und Einsatz von umweltfreundlichen, recycelten oder erneuerbaren Materialien in der Produktionsphase.

Rücknahme- und Recyclingprogramme: Etablierung von Systemen, in denen Hersteller ihre Produkte am Ende ihrer Lebensdauer zurücknehmen, um sie zu reparieren, aufzuarbeiten oder zu recyceln.

Industrielle Symbiose: Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, bei der Abfallprodukte eines Unternehmens als Rohstoffe für ein anderes dienen, wodurch Abfall reduziert und Effizienz gesteigert würden.

Biologische Kreisläufe: Für biologisch abbaubare Materialien wird ein Kreislauf geschaffen, indem sie nach ihrer Nutzung kompostiert und in natürliche Systeme wie die Landwirtschaft zurückgeführt werden.

Digitale Technologien: Einsatz von Technologien wie Blockchain für eine verbesserte Rückverfolgbarkeit von Materialien und Produkten im gesamten Lebenszyklus.

Durch diese Praktiken könne ein Closed-Loop für unterschiedliche Stoffströme wie Plastik, Metalle etc. erreicht werden, wobei die Abfallerzeugung minimiert, Ressourceneffizienz maximiert und Umweltauswirkungen reduziert würden.

Stefan Lohmann, Experte für Live Entertainment und Nachhaltigkeit in der Veranstaltungswirtschaft, ist Mitinitiator der 16 Steps Initiative in Zusammenarbeit mit Meet Germany. Er sagt: „Die Politik ist zu langsam und kann im Prinzip nur die Leitplanken setzen. Wichtig ist, dass die Wirtschaft erkennt, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht das Problem ist, sondern die Lösung. Aus meiner Sicht gibt es nichts Dringlicheres, Unumgänglicheres und vor allem nichts Wirtschaftlicheres als eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. In vielen Bereichen der Veranstaltungswirtschaft ist das Prinzip von Verleih und Wiederverwertung tief verankert. Aber die ganzheitliche Betrachtung vom Lebenszyklus der verwendeten Produkte und die Hinterfragung der Lieferketten sowie Second Life Verwendung, Recycling und Cradle to Cradle – also du Rückführung der der unterschiedlichen Stoffströme in einen geschlossenen Kreislauf, das ist schon deutlich komplexer und fängt bei der Planung und Design des Produktes an. Dieser Herausforderung müssen sich alle Wirtschaftszweige stellen. Dabei ergeben sich allerdings auch viele Einsparmöglichkeiten, Abwendung von Risiken, eine erhöhte Wirtschaftlichkeit sowie eine Qualitätsverbesserung und Innovationssteigerung. Denn der Zukunftsmarkt ist klimaneutral und die neuen Produkte müssen dieses Merkmal für eine Marktzulassung erstmal erreichen.

Ich freue mich sehr darüber, dass wir in unserer Branche so erfahrene Experten wie z.B. Robert Trebus haben, der unseren Deep Dive für die Veranstaltungswirtschaft zum Thema Kreislaufwirtschaft verfasst hat.

Robert Trebus
Robert Trebus (Bild: Stefan Lohmann)

Mit der Firma d&b Audiotechnik ist Robert Trebus nicht nur Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Veranstaltungsbranche, sondern er nimmt auch Einfluss bei Entscheidungen der Wirtschaft und Politik in Deutschland sowie in der EU und ist in diversen Ausschüssen und Gremien international beratend tätig – u.a. auch beim Update der DIN/ISO 20121:2023. Dieses Update des ISO 20121 Nachhaltigkeitsmanagementsystems wird als Grundlage für die Umsetzung der Olympischen Spiele in Paris genutzt.

Das zeigt auch welche wichtige Rolle unsere Branche als sechstgrößter Wirtschaftszweig einnimmt, in der deutlich mehr Menschen arbeiten als z.B. in der Automobilindustrie. Auch sind viele Deutsche Unternehmen aus der Eventbranche in den wichtigsten Industrieländern vor Ort mit eigenem Firmensitz. Die Veranstaltungswirtschaft kann Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft für Millionen Menschen weltweit erlebbar machen und zum neuen Standard werden lassen. Wichtig ist, dass die Kreislaufwirtschaft global umgesetzt wird.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.