Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der ISE wurde ein Interview mit Mike Blackman geführt, dem Leiter der Veranstaltung seit ihrer Gründung. In diesem Interview gewährte er einen Blick hinter die Kulissen der ISE und teilte die Geschichte ihrer Entstehung sowie seinen persönlichen Werdegang über die Jahrzehnte.
Die Geburt der ISE
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In Bezug auf die Hauptakteure bei InfoComm, CEDIA und NSCA, den ursprünglichen Eigentümern der Messe, und die Entstehung der Idee einer Ausstellung für integrierte Systemtechnik, erzählt Mike Blackman: „Der eigentliche Initiator war Randy Lemke von InfoComm (später AVIXA) – er hatte die Idee.“ Obwohl es zuvor InfoComm-Messen in Deutschland gegeben hatte, die in Zusammenarbeit mit der Photokina-Messe und mit Ausstellern wie Kodak stattfanden, habe Randy die sich verändernde AV-Branche und die Notwendigkeit einer neuen Messe erkannt, um diesen Veränderungen gerecht zu werden. Randy wandte sich an Billilynne Keller von CEDIA und Chuck Wilson von NSCA und gemeinsam schmiedeten sie den Plan zur Gründung der ISE.
Mikes Rekrutierung begann durch einen seiner alten Vorgesetzten, Sharif Mujtaba, der als Headhunter tätig war. Mikes vielseitiger Hintergrund, von seiner ursprünglichen Absicht, Buchhalter zu werden, über seine Arbeit bei der Financial Times bis hin zur Event- und Marketingberatung, habe ihn zur geeigneten Besetzung für diese Position gemacht. Mike kommentiert diese Gelegenheit wie folgt: „Ich hatte das Gefühl, dass es sich um etwas handeln würde, das wachsen würde; es würde sich ein Markt entwickeln. Ich sah mehr und mehr Dinge, die für unseren Lebensstil immer wichtiger wurden, und dachte: ‚Das wird im Laufe der Zeit immer wichtiger werden’.“
Die Anfänge und die Gründung von ISE
2003 trat Mike Blackman offiziell Integrated Systems Events bei und die Reise zur Gründung der Messe begann. Anfangs bestand sein Team aus zwei Mitgliedern, Godwin Demicoli und einem Praktikanten. Gemeinsam legten sie den Grundstein für die Eröffnungsveranstaltung im Januar 2004. Obwohl das Team anfangs klein war, hatte es eine große Vision und erweiterte sich nach und nach mit dem Wachstum der Messe.
Nachdem die Organisation einige Jahre lang auf eine Logistikagentur zurückgegriffen hatte, wurden Martine Niermans und Daniëlle Inostroza eingestellt, und das interne Operations-Team wurde gebildet. Anfangs teilte die ISE Büros mit anderen, doch mit ihrem Wachstum etablierte sie schließlich ihre eigene Präsenz. Mike erinnert sich: „Die Organisation wuchs und wuchs und wir wurden stärker, weil wir unsere eigenen Leute hatten, anstatt zu viel auszulagern.“
In der Marketingabteilung wurde das Team durch Dan Goldstein und Stefanie Span (ehemals Hanel) erweitert, die mit ihrem Fachwissen die Präsenz der ISE in der Branche verstärken sollten. Die Entscheidung, Mike als öffentliches Gesicht der ISE zu positionieren, sei eine bewusste Wahl gewesen, die aufgrund der Konkurrenzsituation zwischen den drei Eigentümerverbänden InfoComm, CEDIA und NSCA getroffen wurde.
Wahl des Veranstaltungsortes und des Datums
Mike verrät, dass der ursprüngliche Veranstaltungsort, Genf, aufgrund seiner neutralen Lage gewählt wurde. Die Wahl des Veranstaltungsortes wurde „2002, bevor ich eingestellt wurde“, getroffen, wie er bemerkt. Randy Lemke und Sharif Mujtaba hatten verschiedene europäische Städte besucht, um geeignete Standorte zu finden.
Die Aussteller stießen jedoch auf Herausforderungen mit den schweizerischen Import- und Exportbestimmungen, und nach der Messe sei klar geworden, dass aus logistischen Gründen ein Umzug von Genf notwendig war. Nach einem Roadtrip durch Europa, den Mike zusammen mit Jason McGraw von InfoComm unternahm, wurde Amsterdam als der neue Standort für die ISE ausgewählt, da er zentral gelegen und gut erreichbar war.
Lehren aus der ersten ISE
Die erste ISE in Genf brachte ihre eigenen Herausforderungen mit sich, aber sie lieferte wertvolle Erkenntnisse. Mike erinnert sich an die Ungewissheit, ob die Teilnehmer:innen erscheinen würden, und den Druck, sich auf das Unerwartete vorzubereiten. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten sei die Beteiligung der Aussteller mit 120 Ausstellern und anderen interessierten Unternehmen sehr gut gewesen.
Rückblickend auf die Genfer Messe erzählt Mike: „Das erste, was passierte, war, als wir die Anmeldung öffneten. Alles sah wirklich gut aus, und es meldeten sich Hunderte von Menschen aus weit entfernten Ländern wie Afrika an, und wir dachten: ‚Wow, diese Messe wird wirklich international sein!’ Tatsächlich meldeten sich für die erste Ausstellung etwa 3.500 Personen an. Niemand kam aus Afrika; wir lernten sehr schnell, dass Messen wie die unsere genutzt werden können, um Visa für Europa zu bekommen, und das änderte die ganze Art und Weise, wie wir in Zukunft mit der Anmeldung umgingen.“
Entwicklung und Wachstum
Im Laufe der Jahre hat sich die ISE weiterentwickelt und neue Möglichkeiten eröffnet. Mike Blackman denkt über die Anfänge nach und darüber, wie das Team aus jeder Erfahrung gelernt habe: „Wissen Sie, ich habe alles als Entwicklung gesehen. Es war kein Fehler, in Genf zu starten. Es war nicht der richtige Ort für den Start, aber es hat geholfen, weil es die Show neutral gehalten hat.“ Trotz der Herausforderungen habe jede Erfahrung zum Wachstum der ISE beigetragen.
Der Einfluss der ISE auf die Branche
Mike stellt fest, dass Marken ihre Programme angepasst haben sollen, um auf der ISE maximale Wirkung zu erzielen. Er erklärt: „Die ISE bietet den Unternehmen die Möglichkeit, mit Kunden und potenziellen Kunden Marktforschung zu betreiben, um herauszufinden, was sie wollen und was sie lernen wollen. Im Laufe der Jahre hat sich der Forschungs- und Entwicklungsprozess dahingehend verändert, dass immer mehr Unternehmen ihre Produkteinführungen auf die Monate Januar und Februar konzentrieren. Für Display-Hersteller ist das sehr sinnvoll, weil sie einige Geräte zur CES in den USA bringen und sie dann direkt zur ISE schicken. Innerhalb eines zweiwöchigen Zeitfensters haben sie also die Möglichkeit, Produkte auf zwei Kontinenten einzuführen. Das Gleiche gilt auch für Pro-Audio-Unternehmen. Es hilft ihnen, ihre Produkte auf dem Markt zu präsentieren.“
Technology Zones und Clusterbildung
Mit dem Wachstum der Messe wurde das Konzept der Technologiezonen entwickelt, um den Besucher:innen die Orientierung zu erleichtern. Mike beschreibt, wie diese im Jahr 2008 eingeführt wurden: „Als wir 2007 [nach einem Jahr in Brüssel 2006] nach Amsterdam zurückkehrten, war noch alles durcheinander. Aber wir begannen zu sagen: ‚OK, wie können wir uns konzentrieren? Wie können wir in den anderen Hallen Wachstum schaffen und es zum Vorteil aller Beteiligten gestalten?’“
Diese Zonen, wie die im Jahr 2023 eingeführte Content Production & Distribution Zone, dienen dazu, verwandte Technologien zu gruppieren und den Besucher:innen die Erkundung bestimmter Interessengebiete zu erleichtern. Auch die Aussteller würden davon profitieren, dass sie in Gruppen zusammengefasst sind, weil dies die Zusammenarbeit fördere.
Die Pandemie und Widerstandsfähigkeit von Veranstaltungen vor Ort
In Bezug auf die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie räumt Mike ein, dass die ISE, wie viele andere Veranstalter, virtuelle Veranstaltungen in Betracht gezogen hat, um auf die weltweiten Schließungen zu reagieren. Es stellte sich jedoch heraus, dass das virtuelle Format die Erwartungen von Ausstellern und Teilnehmer:innen nicht vollständig erfüllen sollte. Virtuellen Veranstaltungen fehle das intensive Erlebnis einer physischen Messe, bei der die Teilnehmer:innen tagelang Innovationen erkunden und Beziehungen aufbauen konnten. Mike erklärt: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass virtuelle Veranstaltungen zwar für die Teilnehmer zufriedenstellend sein können, dass sie aber nicht mit neuen Produkten, neuen Kontakten und neuen Verkäufen herauskommen, wie sie bei einer physischen Veranstaltung entstehen. Wir hatten 20% der Besucher und Aussteller, die angaben, dass sie Geschäfte mit Leuten gemacht haben, die sie vor der Veranstaltung nicht kannten.“
Die Zukunft der ISE
Da die ISE ihr 20-jähriges Bestehen feiert und die Messe vom 30. Januar bis zum 2. Februar 2024 die bisher größte sein werde, unterstreicht Mike die Bedeutung von persönlichen Veranstaltungen und den Wert, den sie für die Branche haben. Er sehe die ISE in einer Weise weiterentwickelt, die eine Mischung aus physischen und digitalen Elementen beinhaltet, um den Bedürfnissen der modernen Welt gerecht zu werden. Er stellt sich vor, dass die ISE weiterhin eine Plattform für Innovation und Wachstum sein werde: „Ich sehe die ISE in der Zukunft als noch wichtiger an. Ich denke, dass es die Messe auch in 20 Jahren noch geben wird, aber sie wird sich zu etwas Größerem entwickelt haben. Ich sehe, dass die ISE einen größeren Einfluss auf die Branche hat und ihr hilft, sich weiterzuentwickeln, was ich mir immer gewünscht habe.“
Mit Blick auf die nächsten 20 Jahre und darüber hinaus sei klar: Die ISE werde weiterhin eine treibende Kraft in der Branche sein, ihre Zukunft gestalten und Fachleute aus der ganzen Welt zusammenbringen, um die Welt der integrierten Systemtechnik zu feiern.