Handlungsempfehlungen für mehr Nachhaltigkeit

Wissenschaftliche Betrachtung von Großevents im städtischen Raum

Studierende der Berliner Hochschule für Technik begleitet in diesem Jahr im Rahmen des Seminars „Theater- und Veranstaltungsmanagement III: Logistik und Nachhaltigkeit“ zwei große Konzertveranstaltungen in Berlin. Ziel der wissenschaftlichen Betrachtung sind fundierte Erkenntnisse und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen für Großveranstaltungen im städtischen Raum zu erhalten. Untersucht werden fünf aufeinander folgende Konzerte der Berliner Band Seed in der Parkbühne Wuhlheide (9. bis 14. August 2022) und das Festival Lollapalooza Berlin (24. und 25. September 2022 im Olympiastadion und im Olympiapark).

Lollapalooza(Bild: Nicole Wuttke)

Die Verbindung von Lehre und Praxis basiert in diesem Jahr auf Forschungs- und Kooperationsprojekten mit den Berliner Partnern The Changency – Agentur für nachhaltigen Wandel für die Seed Konzerte in der Parkbühne Wuhlheide und der mediapool Veranstaltungsgesellschaft mbH für das Lollapalooza Berlin.

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Im Rahmen des neuen Seminars untersuchen die Studierenden anhand der beiden Veranstaltungen, unter der Leitung von Prof. Thomas Sakschewski, Professor Veranstaltungsmanagement und -technik an der Berliner Hochschule für Technik, in welchen Handlungsfeldern Maßnahmen vorgenommen werden können, um Großveranstaltungen nachhaltiger zu gestalten. Sie entwickeln unter anderem Konzepte, wie der Energieverbrauch bei Konzerten gemessen werden kann oder erarbeiten Modelle, wie der Abfall reduziert und getrennt und die lokale Wirtschaft gestärkt werden kann.

Urbane Festivals oder Konzerte mit vielen Tausenden Besucher:innen verlangen ein anderes Handeln und Denken als beispielsweise Festivals im ländlichen Raum. Zu nachhaltigen (Groß-)Veranstaltungen im städtischen Raum gibt es bislang noch sehr wenig Praxiserfahrung und noch weniger Zahlen im Sinne messbarer Indikatoren.

Katrin Wipper und Sarah Lüngen, Nachhaltigkeitsmanagerinnen und Gründerinnen von The Changency, sehen in dem Projekt eine Chance für alle Akteur:innen: „Durch die lange Pause und die verschärften Hygienebestimmungen werden neue Herausforderungen auf uns zukommen“, sagt Sarah Lüngen und fügt hinzu: „Es braucht daher mehr denn je Leuchtturmprojekte wie ‚Plant a Seed‘, um den dringenden Wandel hin zu einer nachhaltigen Veranstaltungswirtschaft zu beschleunigen und gleichzeitig die Besuchenden für das Thema Nachhaltigkeit zu begeistern.“

Und auch Prof. Thomas Sakschewski ist der Meinung: „Ohne die Zwangspause hätte sich die Branche wahrscheinlich nicht die Zeit genommen, Prozesse im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte zu prüfen. Eine besondere Chance ist es, fünf ausverkaufte Konzerte am selben Ort mit derselben Band hintereinander messen und vergleichen zu können. Solche Daten existieren bislang nicht.“

Nicole Wuttke, Ingenieurin und Abteilungsleiterin für Nachhaltigkeitsmanagement bei mediapool, begleitet Zertifizierungsprozesse nach DIN ISO 20121 und setzt mit mediapool Großveranstaltungen nachhaltig um. Als erstes Festival berät sie nun auch das Lollapalooza Berlin beim Zertifizierungsprozess und Nachhaltigkeitsmanagementsystem. „Der intensive Austausch von Wissenschaft und Wirtschaft, dazu die Ideen und Projekte der Studierenden, das alles sind wichtige Antriebspunkte und Stellschrauben, um auch Großveranstaltungen wie Festivals Schritt für Schritt nachhaltiger zu machen“, meint Wuttke. „Gemeinsam mit den Individualist:innen dieser Branche werden wir hier neue Standards im nachhaltigen Change Management setzen.“

Für die Studierenden ergibt sich die einmalige Gelegenheit theoretische Konzepte für die Messung und Steuerung nachhaltiger Veranstaltungen im Seminar zu erarbeiten und deren Umsetzung direkt anschließend zu begleiten. Zu den Ergebnissen der beiden Forschungs- und Kooperationsprojekte ist eine Publikation geplant, die zum Ende des Jahres erscheinen soll.

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